Tod und Erwachen

Die Szene spielte in einem kleinen, von Kerzenlicht erhellten Raum, in dem sich eine Frau und ein greisenhafter Mann befanden. Plötzlich betrat eine unbekannte Gestalt den Raum. Die Frau wurde von großer Angst erfüllt, denn sie verspürte eine drohende Gefahr. Sie versuchte, sich dem Fremden in den Weg zu stellen, als dieser mit langsamen Schritten auf den Alten zuging. Mit einer kräftigen Handbewegung wehrte er sie jedoch ab. Es wirkte wie eine herzliche Begrüßung, als er mit geöffneten Armen auf den Mann zuging. Er umfasste ihn und drückte ihn an sich.

Doch was geschah nun? Die Umarmung wurde fester und fester. Der Alte spürte den ungeheuren Druck, der sich auf seine Wirbelsäule auswirkte. Er ließ es geschehen – ohne die geringste Angst. Der Druck nahm weiter zu – und dann war es zu hören: das Geräusch zerbrechender Knochen – der Fremde hatte ihm das Rückgrat gebrochen. Er öffnete seine Arme und stieß den Körper des Alten auf das hinter ihm befindliche Bett. Auf dem Rücken liegend, den Blick zur Decke gerichtet, erlebte er mit vollem Bewusstsein seinen eigenen Tod – den Tod seines Egos.

Dieser Traum ist Teil eines spirituellen Erwachensprozesses. Er steht symbolisch für den Abschied von einer uralten, illusorischen Welt, die in der östlichen Mystik als Maya bezeichnet wird. Der Traum widerfuhr Gyan Jayin, der zeitlebens in der realistischen Welt der Materie gelebt hatte – ohne zu ahnen, dass diese Materie reine Schwingungsenergie ohne Substanz ist. Schwingungen folgen dem Gesetz der Polarität im Raum-Zeit-Kontinuum. Alles im Universum ist dualistisch - alles hat zwei Seiten: Aktion und Reaktion, Ursache und Wirkung, Licht und Schatten usw.

Bezogen auf den Traum bedeutet das: Es gibt ein positives und ein negatives Ego. Der Tod des Egos bedeutet jedoch nicht, dass es endgültig verschwindet, sondern dass der Träumer sich einerseits seiner bisherigen Welt der Erscheinungen und Illusionen bewusst wurde – und andererseits erkannt hat, dass er ein unsterbliches, göttliches Wesen ist. Dieser Prozess kann als spirituelles Erwachen bezeichnet werden, mit der Folge, dass der Erwachte beginnt, einen völlig neuen Lebensweg zu beschreiten – einen Weg, der zum Licht, zum Frieden und zur allumfassenden Liebe führt.