Weg in die Stille
Auf einer Esoterikmesse in Ratingen fiel Gyans Blick auf das Bild eines Mannes, dem er bereits vor vielen Jahren in Form eines Buches begegnet war: Autobiografie eines Yogi. Es handelte sich um den indischen Mystiker Paramahansa Yogananda*, der 1920 in den USA die Self-Realization Fellowship gründete, um den Kriyayoga bekannt zu machen. Kriyayoga ist ein wesentlicher Bestandteil des Ashtanga-Yoga-Weges, den Gyan bereits in seinem ersten Buch Vom Sein zum Bewusst-Sein beschrieben hatte. Das Bild Yoganandas zierte einen Werbeflyer des Meditationszentrums der Self-Realization Fellowship in Düsseldorf.
An einem kühlen Herbsttag machte Gyan sich mit dem Fahrrad auf den Weg zur Engelbertstraße, wo zwischen 19 und 21 Uhr eine Stille-Meditation stattfinden sollte. Vielleicht lag es am Wetter, dass er an diesem Abend der einzige Besucher war. Eine junge Dame begrüßte ihn herzlich, zeigte ihm die Räumlichkeiten und fragte, ob er bereits Meditationserfahrung habe und ob ihm Yoganandas Autobiografie bekannt sei. Nachdem Gyan beides bejahte, begaben sie sich gemeinsam in den Meditationsraum, um sich der Stille zu widmen.
Auf einem länglichen Altar standen die Bildnisse Yoganandas sowie weiterer bedeutender Mystiker wie Yukteswar Giri, Lahiri Mahasaya und Mahavatar Babaji – liebevoll von Kerzenlicht umrahmt. Der Raum war etwas kühl, und ein feiner Duft von Räucherstäbchen lag in der Luft. Leider gab es nur Stühle, keine Meditationskissen. Gyan richtete seine Aufmerksamkeit auf den Atem und glitt so immer tiefer in einen Zustand innerer Versenkung. Nach der Meditation fühlte er sich erfrischt und ausgeruht. Es fiel ihm fast schwer, wieder zu sprechen – so tief hatte er die Stille verinnerlicht. An diesem tristen Herbsttag zur Engelbertstraße zu fahren, erwies sich als eine gute Entscheidung. Nach der Meditation fühlte Gyan sich wieder auf der sonnigen Seite des Lebens.
* Siehe auch Biografie