Die Frau am Fluss
Zwei Mönche waren unterwegs von einem Kloster zu einem anderen. Nach einiger Zeit kamen sie an einen Fluss. Dort begegneten sie einer jungen Frau, die – wie sie – auf die andere Seite gelangen musste. Doch sie zögerte, das Wasser zu betreten, denn sie trug ein sehr schönes Kleid und wollte nicht, dass es nass wurde. Da sagte der jüngere Mönche zu ihr: „Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen helfen, den Fluss zu überqueren.“ Überrascht und erfreut nahm die junge Frau das Angebot an. Der Mönch trug sie hinüber und setzte sie am anderen Ufer wieder ab. Sie bedankte sich herzlich, und die beiden Mönche setzten ihren Weg fort.
Nach einer Zeit des Schweigens, sagte der ältere Mönch zum anderen: „Du hast die Frau über den Fluss getragen, aber du weißt doch, dass wir als Mönche das Gelübde abgelegt haben, niemals eine Frau zu berühren.“ Der andere Mönch antwortete: „Ich habe die Frau nur über den Fluss getragen – aber du trägst sie noch immer.“
Die meisten Menschen ähneln diesem Mönch: Sie sind ständig mit dem Gestern und Morgen beschäftigt. Wer nicht im Hier und Jetzt lebt, dem fehlt die Verbindung zur aktuellen Situation und zum Leben selbst.