Gedächtnis & Verstand

Das Gedächtnis des menschlichen Geistes ist die Fähigkeit des Nervensystems, aufgenommene Informationen mithilfe der Sinnesorgane in elektrische Impulse umzuwandeln, zu speichern und wieder abzurufen. Die gespeicherten Informationen sind das Ergebnis bewusster oder unbewusster Lernprozesse. Natürliche und gesunde Prozesse sind dynamisch und anpassungsfähig (Neuroplastizität). Netzwerke, die nicht mehr benötigt werden, bilden sich zurück und lösen sich auf. Werden diese natürlichen Prozesse jedoch gestört, entstehen Fehlbildungen in den neuronalen Vernetzungen, was Körper und Geist erkranken lässt.

Unbewusste wie auch bewusste Reizwahrnehmungen werden im Kurzzeitgedächtnis (Hippocampus) zwischengespeichert. Intensive und regelmäßig wiederkehrende Reize werden dem Langzeitgedächtnis zugeführt, das sich auf unterschiedlichen Ebenen eines Hyperraums außerhalb des physischen Körpers befinden soll. Der Hirnforscher und Nobelpreisträger Henri Bergson wies bereits vor einem Jahrhundert darauf hin, dass das Langzeitgedächtnis eine Transrealität sei, die nicht im Gehirn lokalisiert werden könne.

Der Verstand besteht aus Gedanken, aus Worten und Bildern. Worte bilden die Grundstruktur des Verstandes. Worte ohne Bedeutung sind einfach nur Geräusche. Sie können voller Poesie und Liebe sein, aber auch zu Streit und Krieg führen. Der unbewusste Verstand ist wie ein Raum voller Gedanken – wie ein Zimmer, in dem zu viele Möbel stehen, oder wie ein Gefängnis ohne Türen. Mithilfe der Meditation ist es möglich, dieses Gefängnis zu verlassen.

Der unbewusste Verstand steht im buddhistischen Sinne für das Rad der ewigen Wiedergeburt. Durch die ständige, unkontrollierte Konditionierung des Verstandes mit neuen Inhalten wird der unbewusste Verstand (das Ego) immer stärker und mächtiger. Die Meditation richtet sich grundsätzlich nicht gegen den Verstand, sondern gegen die Identifikation mit dessen Inhalten.