Weg in die Stille

Auf einer Esoterikmesse in Ratingen fiel mein Blick auf das Bild eines Mannes, dem ich bereits vor vielen Jahren in Form eines Buches begegnet war: Autobiografie eines Yogi. Der indische Mystiker Paramahansa Yogananda1, der 1920 in den USA die Self-Realization Fellowship gründete, um den Kriyayoga bekannt zu machen. Kriyayoga ist ein wesentlicher Bestandteil des Ashtanga-Yoga-Weges, den ich bereits in meinem ersten Buch Vom Sein zum Bewusst-Sein beschrieben hatte. Das Bild Yoganandas zierte einen Werbeflyer des Meditationszentrums der Self-Realization Fellowship in Düsseldorf.

An einem kühlen Herbsttag machte ich mich mit dem Fahrrad auf den Weg zur Engelbertstraße, wo zwischen 19 und 21 Uhr eine Stille-Meditation stattfinden sollte. Vielleicht lag es am Wetter, dass ich an diesem Abend der einzige Besucher war. Eine junge Dame begrüßte mich herzlich, zeigte mir die Räumlichkeiten und fragte, ob ich bereits Meditationserfahrung hätte und ob mir Yoganandas Autobiografie bekannt sei. Nachdem ich beides bejahte, gingen wir gemeinsam in den Meditationsraum, um uns der Stille zu widmen.

Auf einem länglichen Altar standen die Bildnisse Yoganandas sowie weiterer bedeutender Mystiker wie Yukteswar Giri, Lahiri Mahasaya und Mahavatar Babaji – liebevoll von Kerzenlicht umrahmt. Der Raum war etwas kühl, und ein feiner Duft von Räucherstäbchen lag in der Luft. Leider gab es nur Stühle, keine Meditationskissen. Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf den Atem und glitt so immer tiefer in einen Zustand innerer Versenkung. Nach der Meditation fühlte ich mich erfrischt und ausgeruht. Es fiel mir fast schwer, wieder zu sprechen – so tief hatte ich die Stille verinnerlicht. An diesem tristen Herbsttag zur Engelbertstraße zu fahren, war eine gute Entscheidung. Nach der Meditation fühlte ich mich wieder auf der sonnigen Seite des Lebens.

1  Siehe auch Biografie